Viel mehr Biomasse nötig

 

Mit dem Ziel, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern, kommt es in Österreich zu einem wahren Boom bei Biomasse Wien – „Die Entwicklung der Nachfrage verläuft sehr positiv“, sagt Heinz Kopetz, Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes. Sowohl bei der Stromerzeugung als auch beim Heizen bzw. für Warmwasser wird verstärkt auf Biomasse zurückgegriffen. Dies wird künftig eine Ausweitung des Holz-Einschlags notwendig machen. Derzeit wachsen jährlich 31,3 Mio. Festmeter zu, davon werden nur 60 Prozent genutzt. Eine Ausweitung um vier bis fünf Mio. Festmeter ist dringend erforderlich, sagt Kopetz, schon um die vielen projektierten oder bereits im Bau begriffenen Biomasse-Werke betreiben zu können.

Auch müsse es aufgrund des zunehmenden Bedarfs zu mehr Durchrechnung bei der Effizienz kommen, und zwar sowohl was die 20060724123747_Biomasseeingesetzten Technologien als auch die Flächennutzung betrifft, sagte Kopetz. Dazu gehört die langjährige Forderung des Verbandes, Biomasse eher zur Wärmeerzeugung denn zur Verstromung zu nutzen, da Untersuchungen ergeben haben, dass bei Stromerzeugung nur 30 Prozent der Energie einer Pflanze umgesetzt werden können; bei Wärme an die 80 Prozent. Kopetz spricht sich deshalb gegen neue große Verstromungsanlagen auf Biomasse-Basis aus.

Pelletsproduktion ausweiten

Die Pelletsproduktion (gepresste Holzspäne mit hoher Energiedichte) in Österreich ist stark auszuweiten, wobei Österreich dabei derzeit noch einen Überschuss erzeugt, der etwa nach Italien exportiert wird.

Trotz der im letzten Winter angezogenen Preise für Pellets kämen Pellets-Heizungen wesentlich wirtschaftlicher als Ölheizungen. Der Bedarf wird weiter stark anziehen, da etwa in Belgien und Holland derzeit Kohlekraftwerke auf Pellets umgestellt werden. Um das Angebot langfristig abzusichern, wird es mittelfristig notwendig sein, auch auf Importe zurückzugreifen. Und neue Kulturarten mit hohem Energiegehalt müssen miteinbezogen werden. Vor allem Elefantengras, ein bis zu vier Meter hoch wachsendes Gras, das sich Versuchen zufolge überall dort anbauen lässt, wo auch Mais gut gedeiht. Rund zehn Prozent der Ackerflächen in Österreich sind derzeit still gelegt, diese könnten mit Energiepflanzen reaktiviert werden. Auch schnell wachsende, Kurzumtriebswälder – vor allem Weide und Pappel – sollten angelegt werden.

Johanna Ruzicka , DER STANDARD, 21.7.2006