Siemens Werner Ernst von
(Geburtsname: Ernst Werner Siemens, seit 1888 von Siemens, * 13. Dezember 1816 in Lenthe bei Hannover; † 6. Dezember 1892 in Berlin) deutscher Erfinder, Begründer der Elektrotechnik und Industrieller (Gründung der heutigen Siemens AG).
Ein technisches Studium war Werner Siemens aus finanziellen Gründen versagt, da er nach dem frühen Tod seiner Eltern für die jüngeren Geschwister zu sorgen hatte. Er wurde Artillerieoffizier und begann erste Erfindungen gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm finanziell auszuwerten. 1847 gründete er mit Johann Georg Halske in Berlin die „Telegraphenanstalt von Siemens & Halske AG“. Zwischen 1852 und 1855 bauten sie das russische Telegrafennetz. 1870 ging nach dreijähriger Bauzeit die Indo-Europäische Telegraphenlinie zwischen London und Kalkutta mit einer Länge von über 11.000 Kilometern in Betrieb. 1875 gelang Siemens mit Hilfe seiner Brüder sogar die Verlegung des ersten direkten Transatlantikkabels. Für die Verlegung der Kabel konstruierte er eigens ein Spezialschiff, die Faraday. 1866 entdeckte er das dynamoelektrische Prinzip (Dynamo). Weitere Erfindungen Siemens“ sind:
• 1879 die erste elektrische Eisenbahn und die erste elektrische Straßenbeleuchtung (in Berlin)
• 1880 der erste elektrische Aufzug
• 1881 die erste elektrische Straßenbahn (in Lichterfelde)
1888 wurde Werner Siemens durch Kaiser Friedrich III. in den Adelsstand erhoben.
Die SI-Einheit des elektrischen Leitwerts wurde nach ihm benannt.
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Werner von SiemensInhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
1.1 Kindheit und Ausbildung
1.2 Berliner Zeit
2 Wirken
2.1 Elektrotechnik
2.2 Der Unternehmer Werner von Siemens
2.3 Soziales Engagement
Leben [Bearbeiten]
Kindheit und Ausbildung [Bearbeiten]
Ernst Werner wurde 1816 als viertes Kind des Gutspächters Christian Ferdinand Siemens und dessen Ehefrau Eleonore, geb. Deichmann, geboren. Nach dem Umzug im Jahre 1823 ins Lübecker Gebiet, wo sein Vater die Domäne Menzendorf übernahm, blieb seinen Eltern der wirtschaftliche Erfolg versagt. Werner Siemens wurde anfangs von der Großmutter und dem Vater unterrichtet, besuchte ein Jahr die Bürgerschule in Schönberg, bekam drei Jahre Unterricht von einem Hauslehrer und besuchte schließlich für drei Jahre das Katharineum zu Lübeck. Er verließ das Gymnasium 1834 aber vorzeitig ohne formalen Abschluss. Er wollte gerne einen praktisch-wissenschaftlichen Beruf ergreifen, doch erlaubte die wirtschaftliche Situation der Eltern kein Studium. Nach dem Tod der Mutter im Juli 1839 und des Vaters im Januar 1840 musste Werner als ältester Sohn die Vaterstelle für seine Geschwister übernehmen.
Werner Siemens als Seconde-Lieutenant der preußischen Artillerie 1842Auf den Rat eines Lehrers bewarb er sich beim Ingenieurcorps der preußischen Armee in Berlin, wurde jedoch abgewiesen; daraufhin bewarb er sich bei der Artillerie in Magdeburg und wurde angenommen. Im Herbst 1835 wurde Werner Siemens als Offizieranwärter für drei Jahre an die Berliner Artillerie- und Ingenieurschule kommandiert. Hier bekam er eine umfassende Ausbildung auf naturwissenschaftlichen Gebieten, wie Mathematik, Physik, Chemie und Ballistik und hörte nebenher Vorlesungen an der Berliner Universität. Diese Ausbildung beendete er 1838 als Artillerie-Leutnant.
Leutnant Werner Siemens tat Dienst in Magdeburg und anschließend in der Garnison Wittenberg, wo er wegen der Teilnahme als Sekundant bei einem Duell zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt wurde. Seine Zelle in der Zitadelle Magdeburg soll er zum Labor umgestaltet haben. Er wurde jedoch bald begnadigt und 1842 zur Artilleriewerkstatt in Berlin versetzt.
Berliner Zeit [Bearbeiten]
Er blieb beim Militär bis Juni 1849 und versuchte nebenher mit Erfindungen zusätzlich Geld zu verdienen, wobei seine Arbeit zunächst auf praktische und schnell verwertbare Dinge gerichtet war. So entwickelte er einen neuen Regler für Dampfmaschinen, eine Presse zur Herstellung von Kunststein und ein Druckverfahren. Die Idee einer Lauf-Flieg-Maschine, worüber er mit seinem Bruder Wilhelm korrespondierte, wurde aber nicht in Angriff genommen.
Als aufstrebender Unternehmer heiratete er am 1. Oktober 1852 Mathilde Duman, Tochter eines Universitätsprofessors, mit der er zwei Töchter und zwei Söhne hatte. Mathilde verstarb am 1. Juli 1865. Am 13. Juli 1869 heiratete er eine entfernte Verwandte, Antonie Siemens, Tochter von Karl Siemens, Professor an der Landwirtschaftlichen Akademie bei Stuttgart. Aus dieser Ehe ging ein weiterer Sohn, Carl Friedrich hervor.
Am 17. Februar 1887 erwirbt Werner Siemens das ca. 600 ha große Gut Biesdorf inklusive Schloss und überträgt es 1889 seinem Sohn Wilhelm. Dieser lässt den Schlosspark zwischen 1891 und 1898 auf 14 ha erweitern und durch den Gartenbauarchitekten Albert Brodersen als Landschaftspark erweitern.
Am 6. Dezember 1892 erlag Werner von Siemens in Berlin einer Lungenentzündung.
Wirken [Bearbeiten]
Elektrotechnik [Bearbeiten]
Im Jahr 1842 gelang es Werner Siemens, einen Teelöffel aus Neusilber mit Hilfe des aus Batterien stammenden Gleichstromes mit einem Überzug wahlweise aus Silber oder Gold zu versehen, womit er zum Begründer der Galvanotechnik wurde. Für dieses Verfahren bekam er ein Patent, das er an einen Juwelier verkaufte. Mit dem Erlös aus diesem Geschäft schickte er seinen damals 18jährigen Bruder Wilhelm nach England, das zu dieser Zeit in der Technik und Industrialisierung viel weiter fortgeschritten war als das in viele Teilstaaten zersplitterte Deutschland.
Ende 1846 entwickelte er den elektrischen Zeigertelegraphen mit Selbstunterbrechung. Im Jahr darauf erfand er ein Verfahren, um Drähte mit einer nahtlosen Umhüllung aus Guttapercha zu versehen. Dieses Verfahren bildet bis heute die Grundlage zur Herstellung isolierter Leitungen und elektrischer Kabel.
1857 entwickelte Siemens die Ozonröhre, die elektrisch erzeugtes Ozon zur Reinigung von Trinkwasser verwendet.
1857 Formulierung des Gegenstromprinzipes. Siehe auch Gegenstrom.
1866 entdeckte er fünf Jahre nach dem Ungar Ányos Jedlik als zweiter das dynamoelektrische Prinzip und baute eine erste Dynamomaschine. Werner von Siemens war allerdings der erste, der der Selbsterregung eine große Bedeutung für die Erzeugung elektrischer Energie voraus zu sagen glaubte. Die moderne Technik der Stromerzeugung ging andere Wege: Dort wird das Prinzip der Fremderregung angewandt. Der dänischen Eisenbahningenieur Søren Hjorth (1801-1870) erhielt bereits 1854 ein Patent für eine Maschine die Dauer- und Elektromagnete enthielt. Sie nutzte die Selbsterregung. Siemens glaubte fest an den Siegeszug der elektrischen Energie, der mit der Dynamomaschine möglich erschien. Aber es gab noch zu wenig praktikable Anwendungen, um der neuen Technologie zum Durchbruch zu verhelfen.
Der Unternehmer Werner von Siemens [Bearbeiten]
Am 12. Oktober 1847 gründete er – noch immer im Hauptberuf Offizier – mit dem Mechaniker Johann Georg Halske in Berlin die Telegraphenbau-Anstalt von Siemens & Halske. Das notwendige Kapital zur Firmengründung kam von Siemens“ Vetter Johann Georg Siemens, der wohlhabende Justizrat und spätere Mitbegründer der Deutschen Bank. Er investierte mehr als 6000 Taler als Startkapital gegen eine 20-prozentige Gewinnbeteiligung über sechs Jahre.
Die Verbindung von Siemens und Halske war wohl ein seltener Glücksfall in der Technikgeschichte, denn sie ergänzten sich auf nahezu ideale Weise. Siemens hatte das Wissen, die Ideen und experimentierte gerne, Halske konstruierte die unendlich vielen Kleinigkeiten die notwendig waren, um aus Ideen praktisch nutzbare Geräte zu machen.
1848 erhielt das junge Unternehmen einen politisch wichtigen Auftrag – die Telegraphenleitung von Berlin nach Frankfurt am Main, denn dort tagte die deutsche Nationalversammlung. Die Leitung wurde noch im Winter 1848/49 mit Geräten und Kabeln von Siemens & Halske gebaut. Dass die Nationalversammlung König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Kaiserwürde antragen wollte, wusste dieser schon eine Stunde nach der Abstimmung, eine Woche bevor die Kaiserdeputation in Berlin ankam.
Damit wurde Siemens & Halske auf einen Schlag bekannt und weitere Aufträge zum Bau von Telegraphenverbindungen in Preußen und den deutschen Staaten folgten. Siemens versuchte früh auch auf außerdeutschen Märkten Fuß zu fassen, zumal er mit der preußischen Telegraphenverwaltung bald in Streit geriet und von dieser über viele Jahre keine Aufträge mehr erhielt. Er betraute seinen Bruder Wilhelm mit der Leitung einer ersten Auslandsniederlassung in London. Auch in Russland bemühte er sich um Aufträge. Ein erster Erfolg war 1852 der Auftrag zur Errichtung von Telegraphenverbindungen von Warschau nach St. Petersburg und von St. Petersburg nach Moskau. 1853 schickte Siemens seinen Bruder Carl nach St. Petersburg, um den Bau zu überwachen. Dabei bewährte sich Carl schnell als fähiger Unternehmer und weitere Aufträge für das russische Telegraphennetz folgten. 1855 wurde das russische Geschäft unter Leitung Carls in eine Zweigniederlassung umgewandelt und etablierte sich als wichtige Stütze von Siemens & Halske. Aufträge kamen auch aus England, wo eine eigene Kabelfabrik errichtet wurde.
Es gab auch Rückschläge, beispielsweise scheiterte 1864 die Verlegung eines Seekabels von Cartagena nach Oran, was dem Unternehmen empfindliche Verluste bescherte. Halske, der risikoreiche Unternehmungen hasste, verlangte, sich von der verlustreichen Niederlassung in London zu trennen. Siemens wollte den Bruder nicht im Stich lassen, gliederte die londoner Niederlassung aus Siemens & Halske aus und gründete 1865 mit Wilhelm und Carl in London die Siemens Brothers & Co. Aber die Meinungsverschiedenheiten zwischen Halske und den Siemens-Brüdern blieben bestehen und führten Ende 1867 nach zwanzig Jahren zum Rückzug von Halske aus der Firma. Die Brüder Wilhelm und Carl wurden nach dem Ausscheiden Halskes die einzigen Teilhaber ihres Bruders Werner: Siemens & Halske wurde zum Familienunternehmen der Siemens-Brüder.
1870 ging nach dreijähriger Bauzeit die Indo-Europäische Telegraphenlinie von London über Teheran nach Kalkutta mit einer Länge von über 11.000 Kilometern in Betrieb.
Elektrolokomotive auf der Berliner Gewerbeausstellung 18791879 die erste elektrische Eisenbahn und die erste elektrische Straßenbeleuchtung (in Berlin)
1880 der erste elektrische Aufzug
1881 die erste elektrische Straßenbahn (in Lichterfelde)
Soziales Engagement [Bearbeiten]
Siemens machte sich schon früh Gedanken um das Schicksal seiner Leute. Die normale Entlohnung erschien ihm nicht ausreichend: Mir würde das Geld wie glühendes Eisen in der Hand brennen, wenn ich den treuen Gehülfen nicht den erwarteten Anteil gäbe. Reine Menschenfreundlichkeit war das allerdings nicht, wie er in einem Brief an seinen Bruder Carl schrieb: Es wäre auch nicht klug von uns, sie leer ausgehen zu lassen im Augenblicke großer neuer Unternehmungen. Leitende Mitarbeiter hatten schon seit Mitte der 1850er Jahre Verträge, die ihnen erfolgsabhängige Tantiemen zusicherten, rangniedrigere Mitarbeiter bekamen – nicht vertraglich festgelegte – Prämien. Ab Mitte der 1860er zahlte Siemens & Halske eine so genannte Inventurprämie an alle Arbeiter und Angestellten, eine frühe Form des Leistungsanreizes und ein Vorläufer der heutigen Erfolgsbeteiligung. Dies alles waren Maßnahmen um qualifizierte Mitarbeiter an Siemens & Halske zu binden und einen festen Arbeiterstamm zu bilden.
1872 gründete Siemens die Pensions-, Witwen- und Waisenkasse, an der sich auch Halske, der dem Unternehmen schon nicht mehr angehörte, beteiligte. Eine weitere sozialpolitsche Maßnahme war die 1873 erfolgte Einführung des 9-Stunden-Arbeitstags.
Ehrungen [Bearbeiten]
1860 wurde Werner Siemens von der Universität Berlin die Würde eines Ehrendoktors verliehen. Auf der Weltausstellung in Paris 1867, wo Siemens seinen nach dem dynamoelektrischen Prinzip arbeitenden Generator ausstellte, wurde er mit dem Orden der Französischen Ehrenlegion ausgezeichnet. In Anerkennung seiner Leistungen wurde Werner Siemens 1874 als Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. 1880 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt und 1886 wurde ihm der Orden Pour le Mérite für Kunst und Wissenschaften verliehen.
In Anerkennung seiner Verdienste um Wissenschaft und Gesellschaft wurde Siemens durch Kaiser Friedrich III. 1888 in den Adelsstand erhoben. Die SI-Einheit des elektrischen Leitwerts wurde nach ihm benannt. Zu seinen Lebzeiten wurde jedoch ein bestimmter elektrischer Widerstand als „1 Siemens“ oder „Siemens-Einheit (SE)“ bezeichnet, nämlich der Widerstand einer Quecksilbersäule bestimmter Abmessungen bei 0 °C; dieses Widerstands-Normal hatte Siemens entwickelt. 1 SE = 0,944 Ohm.