Mit der Hitze steigt Angst vor Blackouts

Mit andauernder Hitze wächst auch die Sorge vor Stromausfällen und -knappheit in Europa.20060730234738_grafik_2507
Energieregulator Walter Boltz und die heimischen Versorger bleiben noch „cool“ Wien – In Deutschland zwingt die Hitze die Betreiber der Atomkraftwerke entlang der Elbe zur Leistungsdrosselung. In Frankreich darf vorübergehend wärmeres Kühlwasser in die Flüsse abgeleitet werden. Und in Wien gab es zuletzt Stromausfälle im ersten, zweiten und zwanzigsten Bezirk. Anlass zur Sorge vor Stromausfällen beziehungsweise Lücken in der Energieversorgung sieht Energieregulator Walter Boltz vorerst dennoch nicht. Die Hitzewelle stelle derzeit keine Gefahr für die heimische Stromversorgung dar. Sollte es jedoch weitere 14 Tage so heiß bleiben, könnte es allenfalls zu Schwierigkeiten kommen – mit der Versorgung und auch mit dem Preis. Derzeit sei die Stromversorgungslage in Österreich noch halbwegs stabil. Anders als 2003 sei es heuer noch nicht wochenlang extrem heiß, sondern die Temperaturen lägen erst knapp 20 Tage lang konstant über 30 Grad, beruhigt man bei der Verbundgesellschaft.

Außerdem seien die Pumpspeicher nach dem schneereichen und langen Winter und der langsamen Schneeschmelze noch sehr voll. Es bestehe daher kein Grund zur Sorge vor Stromengpässen wie in Italien, das grundsätzlich auf Stromimporte angewiesen sei und außerdem unter Wassermangel leide. Und überhaupt sei der Wasserstand der Donau im Gegensatz zu anderen europäischen Flüssen nicht dramatisch gesunken.

Sorgen müssen sich allerdings die Energieversorger machen. Sie mussten für ihre Strompreise zuletzt deutlich tiefer in die Tasche greifen, weil die Strom-Großhandelspreise kräftig gestiegen waren. Das schlage vorerst aber noch nicht auf die Endkunden durch, sagt Boltz. Am Dienstag kam zumindest kurzfristig auch auf dieser Front Entwarnung: Die Großhandelspreise am Spotmarkt der LeipzigerStrombörse EEX gaben deutlich nach. Eine Megawattstunde zur Lieferung heute, Mittwoch, lag im Durchschnitt für Grundlast bei 100,74 Euro, nach 222,74 Euro/MWh am Montag. Bei Spitzenlast waren es 144,77 Euro pro Megawattstunde statt zuletzt 389,44 Euro. Die positive Kehrseite dieser Medaille: Die kalorischen Kraftwerke laufen angesichts der hohen Strompreise auf vollen Touren, was Strommangel unwahrscheinlich macht. Boltz beruhigt, die Situation in Europa sei nicht dramatisch: Deutschland verfüge über Erzeugungsreserven.

DER STANDARD 25. Juli 2006